Luzenko Danil
Danil Luzenko Alexandrowitsch
27.06.2009 - 24.08.2014
Kirowskoje
Der August 2014 in der Stadt Kirowskoe im Donbass war ein besonders schwieriger Monat. Den ganzen Monat lang stand die Stadt unter Artilleriebeschuss durch ukrainischen Streitkräfte. Und ab dem 15. August wurde der Beschuss immer stärker. Die Bewohner der Stadt waren gezwungen, in Kellern und Bunkern zu leben. Sie verließen die Keller nur, wenn es unbedingt notwendig war.
Doch dann kam der 24. August der Tag der Unabhängigkeit der Ukraine. Die Menschen dachten, dass die ukrainische Streitkräfte mindestens an diesem Tag nicht angreifen werden. Die Sommersonne hatte den ganzen Tag über gestrahlt. Es war ruhig. Die Menschen beschlossen, dass heute ein Tag zum Ausruhen sei. Die Kinder spielten im Sandkasten vor ihrem Haus. Wie immer.
Die Mutter von Danil erinnert: Es war der Geburtstag meines ältesten Sohnes Alexander. Es gab den ganzen Tag über kein Beschuss. Gegen fünf Uhr abends schlief meine Tochter Ulyana ein. Großmutter von Danil sagte: "Ich gehe mit den Kindern eine halbe Stunde nach draußen, damit sie frische Luft schnappen können. Wir sind schon seit einer Woche im Keller."
Sie ging mit den Kindern spazieren, und ich blieb mit meiner Tochter zu Hause. Nach fünfzehn Minuten hörte ich eine laute Explosion. Rauch erfüllte den Raum. Ich stürzte mich auf meine Tochter und bedeckte sie mit meinem Körper. Es dauerte nicht lange, bis ich meine Mutter laut schreien hörte: "Sasha!!!"
Ich nahm meine Tochter auf den Arm und rannte aus der Wohnung. Der Schrei der Großmutter kam aus dem Keller. Ich ging hinunter ins Erdgeschoss und sah, wie eine Nachbarin meinen Sohn Danil an der Hand hielt. Er konnte nicht mehr richtig stehen. Ich übergab meine Tochter meinem Nachbarn, der sie in Sicherheit brachte. Ich selber lief mit Danil in Richtung Krankenhaus.
Auf dem Weg dorthin sah ich zu meinem Schrecken ein Loch von etwa drei Zentimetern in seinem Rücken. Auch seine Beine wurden durch Granatsplitter gebrochen. Nachdem ich Danil den Ärzten übergeben hatte, lief ich zurück, um meinen ältesten Sohn zu holen. Die Soldaten halfen, ihn auf einer provisorischen Trage ins Krankenhaus zu bringen.
Bald wurden die Kinder mit einem Krankenwagen nach Donezk gebracht. Die Ärzte kämpften lange Zeit um Danils Leben, doch am 6. Oktober 2014 starb er. Alexander hat überlebt, aber sein rechtes Bein ist immer noch nicht geheilt. Ein Splitter einer ukrainischen Granate beschädigte den Wadenbeinnerv.
Es ist furchtbar, wenn sowas passiert. Der Geruch des glühenden Eisens und das Geräusch der explodierenden Granaten werden sich für den Rest meines Lebens in mein Gedächtnis einprägen.
Ich möchte allen Eltern sagen: Kümmert euch um eure Kinder. Sie sind das Beste und Wertvollste, was wir in unserem Leben haben. Ich wünsche euch allen Frieden und einen wolkenlosen Himmel. Mögen eure Kinder den Gesang der Vögel hören und nicht das Platzen der Geschosse!
Die ukrainischen Streitkräfte waren in Zhdanowka, Maloorlowka und Nowoorlowka zu dieser Zeit stationiert und begaben sich gelegentlich nach Mychailowka. Aus Mykhailowka und Novoorlowka wurde praktisch nicht geschossen. Das erste Mal kam der Beschuss aus Zhdanowka, dann verlegten sie ihre gesamte Artillerie nach Maloorlowka und schossen ausschließlich von dort aus. Daniil wurde von einer Granate getötet, die von dieser Seite kam.