Zhuk Kira
Zhuk Kira Igorewna
09.09.2013-27.07.2014
Gorlowka
Die dreiundzwanzigjährige Kristina Zhuk und ihre zehn Monate alte Tochter Kira gingen im Park spazieren. Die Familie hatte vor, die Stadt zu verlassen. Zwei Tage lang fuhren keine Züge, Kristinas Mutter Natalya suchte, wer ihre Tochter und Enkelin mit dem Auto mitnehmen konnte. Endlich fand sich jemand, der bereit war, ihnen zu helfen. Natalya war überglücklich. Sie rief ihre Tochter an. Freudig teilte sie ihr mit, dass die Abreise für morgen um neun Uhr morgens geplant sei. Ich hörte, wie Kristina fröhlich rief: "Hurra, Kira, wir fahren morgen!" Und im nächstem Moment begann der Beschuss.
Eine Zeugin des Todes von Kira und Kristina Zhuk, die 15-jährige Yulia Kurenkowa (die selbst schwer verletzt wurde und 30 Operationen über sich ergehen lassen musste): Um 13.00 began der Beschuss. Es gab eine Explosion, und dann noch eine und noch eine.
Der Boden unter uns bebte. Gorlowka wurde von der Seite von Dserschinsk aus beschossen, wo die ukrainische Armee stand. Mein Freund und ich sprangen von der Bank auf und rannten, es war einer der ersten Beschüsse in Gorlovka, wir wussten nicht, dass man in solchen Fällen zu Boden fallen muss. Ich konnte hören, wie die Splitter auf dem Bürgersteig schlugen. In diesem sah ich Kristina, sie rannte mit ihrem Mädchen auf dem Arm auf uns zu.
Plötzlich blitzte es in meinen Augen auf und ich wurde zwei Meter in die Luft geschleudert. Ich fiel auf die linke Seite, und über mir hörte ich ein schreckliches Krachen... Vor mir sah ich Kristina. Ihr Bein wurde in Stücke gerissen. Aber sie war noch am Leben. Sie sagte immer wieder: "Kira, Liebling, Kira, Liebling!" Außerdem flüsterte sie Flüche über die Mörder.
Die Oma von Kira erinnert sich: Alles schwebte vor meinen Augen. Ich rannte auf die Straße und rief: "Kira! Kristina! Kira! Kristina!" Als ich dort ankam, war alles ruhig. Ich konnte meine Kinder nicht finden. Als ich durch die Granatenkrater stürzte, riss ich das Gras mit den Händen auseinander und suchte nach Spielzeug, fand es aber nicht und dachte, alles sei in Ordnung.
Ich rannte zum Schutzkeller, dachte, vielleicht sind sie dort. Ich lief im Dunkeln herum, berührte die Köpfe der Menschen, berührte ihre Hände, betastete sie. Ich suchte nach meinen Kindern und rief in die Dunkelheit: "Kira! Kristina!", aber niemand hat geantwortet.
Nach ein paar Stunden, als der Beschuss nachließ, suchte ich sie in allen Krankenhäuser der Stadt, aber ich fand Kristina und Kira in der Leichenhalle.
Von dort wurden meine Mädchen direkt zum Friedhof gebracht. Am 29. Juli wurden Kristina und Kira beerdigt. Und das war's dann! Dann blieb das Leben stehen und es gab nichts mehr. Nur Leere. Nach der Beerdigung habe ich die ganze Nacht auf dem Friedhof geschlafen. Was macht das für einen Unterschied, es wurde sowieso überall bombardiert!
Am 27. Juli 2014 wurde die Stadt Gorlowka von den ukrainischen Streitkräften bombardiert. Es wurden Mehrfachraketenwerfer "Grad" eingesetzt. Infolge des schweren Beschusses von Horlivka zwischen dem 27. und 29. Juli wurden 100 Menschen verletzt und 27 weitere getötet, darunter vier Kinder. Darunter Kira Zhuk und ihre Mutter.